Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Inhalt:

Tagungsankündigung

Freitag, 04.09.2020

Für die moderne westliche Gesellschaft stellten der Lockdown und die darauffolgenden weiteren Einschränkungen in der Corona-Krise einen noch vor wenigen Monaten unvorstellbaren Einschnitt in das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben dar. Ein solcher Schritt wird auf allen Ebenen sprachlich realisiert, verarbeitet und diskutiert. Dazu gehört nicht nur die Sprachverwendung der politischen Elite (top down Kommunikation), sondern auch die Breitenperzeption und der Umgang der Bevölkerung mit diesen Inhalten (etwa in sozialen Medien), welche wiederum von durch den Lockdown provozierten situativen Änderungen in kommunikativen Praktiken beeinflusst oder gar bestimmt sind.

Krisenzeiten erfordern - üblicherweise  - einen besonderen, über das übliche Maß hinausgehend wohlüberlegten und bedachten Umgang mit Sprache, denn Missverständnisse und nicht intendierte Interpretationsspielräume können in solchen Zeiten verheerende Konsequenzen haben. Dies bezieht sich auf die Wortwahl (lexikalische Ebene) und die grammatischen Strukturen (grammatische Ebene) sowie auch auf deren semantisches und pragmatisches Zusammenspiel. Entscheidungen auf diesen Ebenen beeinflussen das allgemeine Narrativ, das in einer multimedialen modernen Gesellschaft entsteht. Als Beispiel kann ein viel zitierter Satz des österreichischen Bundeskanzlers gelten: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“ (Sebastian Kurz, 30.3.2020). Die Effektivität dieses Zitats und der damit einhergehende Entwurf eines zukünftigen Szenarios wird maßgeblich durch die Tempus- und Moduswahl des finiten Verbs beeinflusst. Sowohl Indikativ als auch Futur suggerieren ein sicheres Eintreten des Inhalts, was die grundsätzliche Vagheit der Aussage überdeckt.

In der Forschung wird meist die lexikalische Dimension intensiv bearbeitet, wenn etwa die Wortwahl oder Neologismen thematisiert werden (vgl. Beiträge zu Corona-Sprache in SPRACHREPORT (2020), Heft 2 und Heft 3). Weit weniger beachtet ist die grammatische Gestaltung von Inhalten, wobei wir einen breiten Grammatikbegriff im Sinn haben, bei dem neben morphologischen oder (morpho-)syntaktischen Mustern auch kognitiv-semantische Phänomene berücksichtigt werden. Dazu zählen beispielsweise die Verwendung von Konnektoren, die Informationsstruktur, epistemische Verben, Modalpartikeln, Deixis und Sprechakte, Frames und vieles mehr. Die Online-Tagung soll diese Forschungslücke anvisieren.

Weiter zum Call for Papers

Ende dieses Seitenbereichs.

Beginn des Seitenbereichs: Zusatzinformationen:

Ende dieses Seitenbereichs.